Formidable Ford-Bewegung
München, 22. August 2012 - Genfer Autosalon Ende März 2012: Zwei Autos sind auf der Messe besonders umlagert. Bei dem einen kein Wunder, es ist der Ferrari F12 berlinetta. Beim anderen eher erstaunlich, handelt es sich doch nur um einen Kompakt-Van, den Ford B-Max. Hier sind es nicht die schiere Leistung oder ein atemberaubendes Design, die Interesse wecken, sondern eine clevere Idee: der Verzicht auf eine B-Säule und der Einsatz hinterer Schiebetüren. Nun ist es endlich soweit, wir können den B-Max bereits unter realen Bedingungen testen.
Teil der Fiesta-Familie
Mit 4,08 Meter ist der B-Max sieben Zentimeter länger als sein Vorgänger Fusion. Doch anders als dieser sieht der B-Max eindeutig nach Mini-Van aus. Sein Design wirkt zweckmäßig, aber nicht ohne Pfiff. Deutlich erkennbar ist die Familienähnlichkeit zu den größeren Van-Brüdern, insbesondere dem C-Max. Die Frontpartie gibt hingegen bereits Hinweise auf das kommende Facelift des Fiesta, der die Basis für den B-Max liefert. Beide teilen sich den Radstand von 2,49 Meter.
Gut geschoben
Instinktiv geht der erste Griff zu den hinteren Schiebetüren. Etwas Kraft ist für ihre Öffnung nötig, zierliche Personen könnten hiermit Schwierigkeiten haben. Ein Blick auf die Tür klärt auf, woher das Gewicht kommt. Die B-Säule wandert in Form von Verstärkungen in die vier seitlichen Portale des B-Max. Am deutlichsten zeigt sich das vorne, die Türen sind eine Handbreit dick. Doch das Ergebnis des technischen Aufwands kann sich sehen lassen: ein barrierefreier Einstieg von 1,50 Meter Breite. Besonders Eltern, die oft Kindersitze einbauen, werden ihre Freude am B-Max haben. Auch Möbelhaus-Fans können sich die Hände reiben: Dank serienmäßig umklappbarem Beifahrersitz ist eine bis zu 2,35 Meter lange Ladefläche möglich. Kein Stauproblem
Bei eingelegtem Kofferraumboden ergibt sich nach dem Umlegen ebenfalls eine ebene Fläche. Zwischen 304 und 1.386 Liter passen in den B-Max hinein. Zwar liegt er damit unter den 400 bis 1.500 Liter eines Opel Meriva, der ist aber auch 20 Zentimeter länger. Schon deswegen verdient sich der B-Max ein Lob für seinen Nutzwert, zumal das Platzangebot im Fond mehr als ausreichend ist. Auch bei vielen Details haben die Ford-Entwickler nachgedacht: Die Heckklappe wird mit einem stabilen Innengriff zugezogen, an den Lehnen der Vordersitze befinden sich Taschenhaken und eine Ausformung an den Außenkanten der Fondsitze bietet ein Netz plus Getränkehalter.
Zwischen Komfort und Krampf
Fahrer und Beifahrer nehmen auf gut konturierten Sitzen mit integrierter Gurtaufnahme Platz, zu beiden Seiten ist viel Luft für die Arme. Tipp: Noch mehr Komfort bietet der optionale Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze und Armlehne rechts. Angenehm ist auch die Kopffreiheit, die selbst mit Panoramadach langen Kerls genug Raum über dem Scheitel lässt. Ganz frei von funktionalen Schwächen ist der B-Max indes nicht: Die Sitzlehnen können nur relativ grob per Hebel verstellt werden und die Türöffner in den vorderen Türen sind aus billigem Kunststoff. Zudem bilden die seitlichen Portale eine sehr breite und recht weit vorn stehende "Ersatz-B-Säule", die beim Schulterblick hinderlich ist. Generell gehört der B-Max aber zu den übersichtlicheren Autos auf dem Markt. Viel Eingewöhnung benötigen die kleinen Tasten des Audiosystems, ein von anderen Ford-Modellen bekanntes Problem. Mit maximal 4,2 Zoll fällt der dazugehörige Bildschirm sehr klein aus, was im Fall der Rückfahrkamera stört.
Tolles Trio
Doch wir wollen natürlich in erster Linie vorwärts fahren. Dafür steht uns der Top-Benziner zur Verfügung: Es handelt sich um den aufgeladenen Ecoboost-Dreizylinder mit einem Liter Hubraum und 120 PS, seines Zeichens "Engine of the Year 2012". Ergänzt wird die Palette durch den schwächeren Ecoboost-Motor mit 100 PS. Beide Maschinen wird übrigens auch der Fiesta bekommen. Weitere Benziner sind ein 1,4-Liter-Sauger mit 90 PS sowie ein 1,6-Liter mit 105 PS und Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe für Automatik-Freunde. Diesel-Fans haben die Wahl zwischen zwei Aggregaten mit 75 und 95 PS. Zurück zu unserem starken Dreizylinder: Er begeistert mit einem flotten Antritt, der von sonorem, aber nicht unangenehmen Dreizylinder-Klang untermalt wird. Je nach Geschmack wird die Tonlage als sportlich oder beruhigend empfunden, doch nie als aufdringlich. Die nackten Zahlen bestätigen den muskulösen Eindruck: In einem breiten Bereich zwischen 1.400 und 4.500 Umdrehungen stehen bis zu 200 Newtonmeter maximales Drehmoment bereit. Schon deswegen stellt sich die Sinnfrage nach dem Diesel, der im B-Max mit 215 Newtonmeter kaum mehr Kraft liefert, aber ein schmaler nutzbares Drehzahlband hat. Fein abgestimmt
Leider spendiert Ford jedem B-Max nur maximal fünf Gänge. Sie gleiten auf kurzen exakten Wegen durch die Gassen. Wirklich unangenehm laut wird der 120-PS-Motor erst bei gut 160 km/h, allerdings dominieren dann schon die Windgeräusche. Trotzdem würden wir uns einen sechsten Gang wünschen, der auch beim Kraftstoff sparen helfen könnte. Apropos Ökonomie: Die beiden Ecoboost-Motoren haben serienmäßig ein Start-Stopp-System an Bord, hinzu kommt eine Schaltanzeige mit einem winzigen Pfeil als Hinweis. Ein Kompliment geht an die Ford-Techniker für die hervorragend abgestimmte Federung. Sie bietet einen nahezu perfekten Kompromiss aus straff und komfortabel, der höhere Aufbau des B-Max ist nur minimal spürbar. Prima ist auch die exakt ansprechende Lenkung, mit dem sich der Minivan fein um die Ecke zirkeln lässt. Lediglich auf der Autobahn kann es vorkommen, dass die Lenkung einigen Fahrern zu direkt anspricht.
Undurchsichtige Preisgestaltung
Ein insgesamt gutes Paket also, dieser Ford B-Max. Doch für die meisten von uns zählt die Ziffernfolge auf dem Preisschild am meisten. Hier stehen beim B-Max mindestens 15.950 Euro, der 120-PS-Ecoboost beginnt bei 18.350 Euro, bietet dann aber schon die bessere Trend-Ausstattung. Dennoch ist selbst hier keine Klimaanlage serienmäßig, sie kostet 1.140 Euro Aufpreis. Macht 19.490 Euro, weshalb gleich der Griff zur nächsthöheren Linie namens Titanium Sinn macht. Hier ist für 20.350 Euro nicht nur die Klimaanlage inklusive, sondern auch der Fahrersitz mit Armlehne, ein Tempomat, Nebelscheinwerfer und 16-Zoll-Leichtmetallräder. Und wo ist das Radio, fragen Sie jetzt zu Recht. Hier leistet sich Ford einen echten Fauxpas: In keiner (!) Ausstattungslinie ist ein Radio serienmäßig, ab Trend kostet es einzeln heftige 1.200 Euro, für den Titanium sogar 1.475 Euro. Immerhin ist eine Sprachsteuerung mit dabei. Tipp für den Titanium: Nehmen Sie das "Cool & Sound III"-Paket. Hier gibt es für 1.200 Euro das Radio samt Farbdisplay, eine Klimaautomatik sowie Licht- und Regensensor. Wir würden noch das sinnvolle Notbremssystem "City Stop" für 350 Euro nehmen. Es stoppt den Wagen aus bis zu 30 km/h bis zum Stillstand. Mit Sitzheizung vorne für 225 Euro sind wir bei 22.125 Euro. Empfehlung für Sparfüchse: Der Ecoboost-Benziner mit 100 PS kostet 1.000 Euro weniger. Zum Rechnen bleibt noch genug Zeit, denn erst im November 2012 kommt der B-Max auf den Markt. Man darf gespannt sein, wie umlagert er dann ist.
Technische Daten
Antrieb | Frontantrieb |
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Benziner mit Direkteinspritzung und Turboaufladung |
Leistung: | 88 kW (120 PS) bei 6.000 UPM |
Hubraum: | 999 |
Drehmoment: | 200Nm bei 1.400-4.500 UPM |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 3 |
Preis
Neupreis: 18.350 € (Stand: August 2012)
Fazit
Ein Schnäppchen ist der neue B-Max nicht, dafür sorgt Fords teilweise absurde Aufpreispolitik. Ein einfaches CD-Radio sollte serienmäßig sein. Doch als Gegenwert gibt es ein Fahrzeug, das man ohne Gewissensbisse als derzeit besten Minivan auf dem Markt bezeichnen kann. Der Verzicht auf die B-Säule und die hinteren Schiebetüren erweisen sich als sehr praktisch, ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen. Der phänomenale Dreizylinder-Turbobenziner macht die alternativ angebotenen Dieselaggregate nahezu überflüssig, hinzu kommen ein sehr gut austariertes Fahrwerk und eine präzise Lenkung. Abzüge gibt es nur für den fehlenden sechsten Gang und kleinere funktionale Schwächen. Mit Autos wie dem B-Max muss sich Ford keine Sorgen um seine Zukunft machen.
Stärken & Schwächen
+ durchzugsstarker Dreizylinder-Benziner + ausgewogene Federung + präzise Lenkung + praktische Schiebetüren + gut nutzbare Ladefläche + niedriger Verbrauch sechster Gang fehlt undurchsichtige Aufpreispolitik
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