Ford Focus ST im Fahrbericht: Klingt genial und geht noch besser

Genau so bekämpft man Abschiedsschmerz: Damit in Internetforen erst gar kein Gejammer über den ausrangierten Fünfzylinder aufkommt oder Stammtische in den Downsizing-Blues einstimmen, spendiert Ford dem neuen Focus ST, wonach es der Sportler-Fraktion am meisten dürstet: eine ordentliche Portion Extra-Leistung. Obwohl einen halben Liter kleiner als der Vorgängermotor, kommt der Ecoboost-Vierzylinder auf 250 PS und damit auf 25 mehr als bisher.


 

Ford Focus ST bietet Power, ist aber durstig
Dass die Leistung nicht nur auf dem Papier steht, wird vom Start weg klar: Nach kurzem Luftholen kippt der Turbo 360 Nm Drehmoment über die Vorderräder und wuchtet den 1,4-Tonner mit Vehemenz nach vorn. Beim Standardsprint auf Tempo 100 nimmt der Hobbysportler Ford Focus ST seinem Vorgänger daher gleich mal eine halbe Sekunde ab und zieht unablässig bis knapp an die 250-km/h-Marke. Boost beherrscht der Direkteinspritzer also, nur mit dem Eco hapert es ein wenig. Bei leichtem Gasfuß lässt sich der Verbrauch zwar auf unter acht Liter/100 km drücken, im Testschnitt genehmigte sich der ST jedoch 11,4 L/100 km und damit sogar 0,2 Liter mehr als bisher.
Auch akustisch steht er dem Vorgänger kaum nach. Das knurrige, fünfkehlige Röcheln lässt sich zwar nicht imitieren, ein Sound-Symposer leitet Teile des Ansauggeräusches allerdings so geschickt in den Innenraum, dass man Ford Focus ST-Piloten vermutlich bald an Lachfalten erkennt. Besser kann ein Vierzylinder kaum klingen.


 

Der Focus ST ist nervös aber komfortabel
Bei allem Lächeln sollte der Fahrer dennoch nicht vergessen, das Lenkrad gut festzuhalten. Schon bei glatter Fahrbahn reißt der Zweiliter tüchtig am Steuer. Sobald Bodenwellen hinzukommen, wird die Lenkung nervös. Gelassenheit ist nicht die Sache des Ford Focus ST, der dafür auf kleinste Kommandos begeisternd zackig einlenkt und beim Gaswegnehmen in schnellen Kehren mit dem Heck zuckt.
Dabei kann sich der sonstige Komfort sehen lassen. Trotz mächtiger 18-Zoll-Räder mit Serie-40-Reifen sprechen die Dämpfer auf kurze Stöße fein an, während bequeme Recaro-Sitze für Entspannung auf langen Etappen sorgen.
Die tollen Sportsessel sind ebenso im Preis von 27.950 Euro enthalten wie das Styling-Paket mit angedeutetem Heckdiffusor und Zusatzinstrumente auf dem Armaturenbrett (für Öltemperatur, Öl- und Ladedruck). Wie Teile der übrigen Cockpit-Kunststoffe wirken die Extra-Uhren jedoch alles andere als hochwertig.
Wem der Platz der Limousine nicht reicht, bekommt den Focus ST übrigens auch als Turnier. Für 950 Euro Aufpreis kombiniert er enormen Schub und wuseligen Einlenk-Spaß mit bis zu 1.516 Liter Kofferraumvolumen.

Focus ST als Kombi
Gleiche Leistung, kaum schwerer: Im direkten Fahrvergleich tritt der Turnier ähnlich stürmisch an wie die Limousine und macht mit seinem zackigen Einlenkverhalten und hohen Kurvengeschwindigkeiten genauso viel Spaß. Schließlich wiegt er trotz 20 Extra-Zentimetern und familientauglichem Gepäckabteil nur 24 kg mehr.  

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