Ford Focus und Renault Mégane: Zwei Kompakte im Drei-Viertel-Takt

Wer im gefragtesten Segment auf dem deutschen Markt bei der Musik sein will, muss sich gut überlegen, ob er die dort geltenden Konventionen ignorieren kann, ohne den Erfolg aufs Spiel zu setzen. Schrägheck und große Kofferraumklappe sind in der Kompaktklasse so obligatorisch wie Frontantrieb und quer eingebaute Motoren. Ambitionierte Verbrauchsziele lassen die Hubräume stetig schrumpfen, im Gegenzug soll die Kombination mit Turboaufladung das gewünschte Leistungs- und Drehmomentpotenzial bereitstellen. Doch mit weniger als vier Zylindern wollte in diesem Segment bislang keiner antreten.
Bis jetzt: Ford bricht als Erster dieses Tabu und will den Dreizylinder von seinem ärmlichen Image als Kleinwagenantrieb befreien. Nach der eindrucksvollen Vorstellung der 100-PS-Version tritt der Focus Ford Focus 1.0 Ecoboost nun in der stärkeren Version mit 125 PS gegen den frisch überarbeiteten Renault Mégane TCe 130 an. Dessen Turbobenziner verteilt seine 1,4 Liter Hubraum auf vier Zylinder und mobilisiert etwas mehr Leistung (130 statt 125 PS) und Drehmoment (maximal 190 statt 170 Nm) als der Ford. Allerdings zählt der TCe 130 bei Renault noch nicht zu der so genannten Energy-Familie, die unter anderem wie der Dreizylinder im Focus mit Direkteinspritzung und Start-Stopp-Technik ausgerüstet ist.


 

Ford Focus 1.0 Ecoboost verbraucht 7,5 Liter
Somit weckt das neue Triebwerk des Ford Focus 1.0 Ecoboost die höheren Erwartungen beim effizienten Umgang mit dem Kraftstoff. Im Fahrbericht flossen durchschnittlich 7,5 Liter/100 km durch die Einspritzdüsen – ermittelt bei überwiegend zügiger Fahrweise. Ein guter Wert, aber keine Offenbarung bei einer Normzyklusangabe von fünf Litern, in deren Nähe der Focus nur mit äußerst zurückhaltendem Gasfuß kommt. Das gilt prinzipiell auch für den Renault Mégane TCe 130, doch auf einem wesentlich höheren Niveau. Der Mégane gönnt sich bei vergleichbarem Tempo stets rund 1,5 Liter mehr und kommt auf einen Durchschnitt von 9,1 L/100 km.
Als Rechtfertigung kann er lediglich die etwas besseren Fahrleistungen ins Feld führen. Beim Sprint auf Tempo 100 und beim Durchzug von 80 bis 120 km/h im fünften Gang nimmt er dem in Stufe fünf und sechs etwas länger übersetzten Ford Focus 1.0 Ecoboost stets eine Sekunde ab. Dieser feine Vorsprung beim Temperament ist nicht nur mess-, sondern auch spürbar. Sobald beide Triebwerke voll gefordert werden, treten jedoch die akustischen Unterschiede in den Vordergrund. Während der Vierzylinder im Renault mit zunehmender Drehzahl etwas angestrengt murrt, trommelt der Einliter im Focus in typischer Dreizylinder-Manier und klettert leichtfüßig und ohne lästige Vibrationen bis in die obersten Regionen. Das macht Laune, ist aber nicht nötig, denn der Dreizylinder entwickelt bereits im Drehzahlkeller genügend Kraft, braucht nur zum Anfahren etwas mehr Gas. Dank guter Dämmung ist er im Stand kaum zu hören und in Fahrt sogar noch leiser als der ebenfalls laufruhige Renault-Turbo.

Agiles Fahrwerk des Ford Focus 1.0 Ecoboost
Der eine eher sportlich-spritzig, der andere etwas bulliger und unauffälliger – das spiegelt sich auch in den Charakteren der Kontrahenten. Für Fahrspaß sorgt im Ford Focus 1.0 Ecoboost neben dem quirligen Motor die feinfühlige Lenkung und das agile Fahrwerk, mit denen sich die Limousine zielgenau durch die Kurven dirigieren lässt. Dagegen mangelt es den bequemen Sitzen an Seitenhalt. Im Renault Mégane TCe 130 ergeht es den Passagieren nicht besser, wenngleich er auch nach der Modellpflege im Frühjahr – erkennbar an der modifizierten Frontpartie – eher eine geruhsame Fahrweise bevorzugt. Renault hat zwar das Lenkgefühl verbessert, doch die Schaltung könnte bei schnellen Gangwechseln mehr Präzision vertragen.
Otto Normalfahrer dürfte das kaum stören, und er wird wohl mehr Wert auf den größeren Gepäckraum des Renault (405 statt 363 Liter) und die komfortorientierte Federungsabstimmung legen. Allerdings bügelt der straffer gedämpfte Ford Focus 1.0 Ecoboost Löcher und Querfugen nicht weniger gekonnt aus.


 

Üppig ausgestatteter Renault Mégane günstiger
Bei der Sicherheitsausstattung hat Renault nochmals nachgelegt. In der gefahrenen Luxe-Ausführung (ab 23.350 Euro) zählt das Visio-Paket mit Fernlicht- und Spurwechselassistent zum Serienumfang, das für den Mégane Dynamique (ab 20.350 Euro) 400 Euro Aufpreis kostet. Doch ist der Ford Focus 1.0 Ecoboost (als Trend ab 20.700 Euro) hier mit weiteren Systemen wie Auffahr- oder Müdigkeitswarner noch moderner und breiter aufgestellt – sofern der Kunde sie bestellt, denn selbst in der Topversion Titanium (ab 23.050 Euro) kosten sie Aufpreis. Wenn die Ausstattung mit dem üppigen Umfang des Mégane Luxe – inklusive serienmäßigem TomTom-Navi und beheizbaren Teilledersitzen – konkurrieren soll, müssen Focus-Käufer knapp 3.000 Euro mehr auf den Tresen blättern. Trotzdem überzeugt der Ford auch bei den Kosten, denn das höhere Rabattniveau und der niedrigere Unterhalt sprechen für ihn.
Doch hat Renault für Sparfüchse eine Alternative parat – den neuen Renault Mégane TCe 115. Der kleinere 1,2-Liter-Turbo mit 115 PS kostet genauso viel wie der TCe 130, zählt aber schon zur Energy-Familie und soll einen Liter weniger verbrauchen – mit vier statt drei Zylindern.

 

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