Unspektakuläre Alltags-Power: Ford C-Max 1.6 EcoBoost

Nizza, 27. September 2010 - Nicht weniger als zehn Karosserievarianten soll es vom neuen Ford Focus geben. Neben Drei- und Fünftürer, dem Kombi, dem ST und dem Coupé-Cabrio gehören auch zwei Kompaktvans dazu: C-Max und Grand C-Max. Während die neue Limousine erst im März 2011 auf den Markt kommt, und der Kombi kurz darauf, stehen die beiden Kompaktvans bereits Mitte November 2010 beim Händler. Wir haben den C-Max mit dem neuen 1,6-Liter-Turbobenziner getestet.

Außen hui - aber nur beim C-Max
Wenn man sich den neuen C-Max ansieht, fällt im Vergleich zum noch aktuellen Vorgänger sofort die deutlich dynamischere Karosserie auf: Die untere Fensterlinie steigt an, die Seitenfenster enden mit einem kecken Schwung. Anders beim 14 Zentimeter längeren Grand C-Max: Diese Version ist bis zur B-Säule identisch mit dem kleinen Bruder - dahinter ist sie eher unansehnlich. Ansonsten sind die Unterschiede rasch aufgezählt: Der Grand C-Max wird mit zwei seitlichen Schiebetüren ausgestattet und ist optional mit sieben Sitzen erhältlich.

Innen naja
Beim C-Max aber ist Ford wieder ein schönes Auto gelungen - kein Zufallserfolg, wie der Mondeo, der Fiesta oder der neue Focus zeigen. Bis ins Innere hat sich der Design-Erfolg aber nicht fortgepflanzt. Das zerklüftete Armaturenbrett mit den silbernen Querleisten, die buckelige Mittelkonsole: All das nennen die Designer "expressive Formen" - uns ist es zu wenig dezent, wir mögen es lieber wie bei VW. Die Material- und Verarbeitungsqualität ist allerdings in Ordnung, wenn man mal von der Textilbespannung der Armauflagen in den Türen absieht, die sich etwas speckig anfühlt.

Gute Vordersitze
Immerhin, die Sitze sind gelungen. Sie bietet nicht nur für einen Kompaktvan erstaunlich guten Seitenhalt. Im Fond finden zwei Erwachsene ausreichend Platz, der Mittelsitz ist wegen der wulstartigen Sitzbegrenzungen wohl eher für schmale Kinder gedacht. Gegen 230 Euro Aufpreis gibt es bei der Topausstattung Titanium ein Komfort-Sitzsystem, bei dem der mittlere Sitz weggeklappt wird, sodass man die äußeren Sitze nach innen verschieben kann. Kopf- und Kniefreiheit im Fond sind nicht überragend, reichen aber aus. Anders als beim Marktführer VW Touran lassen sich die Rücksitze nicht längs verschieben, die Voraussetzung für eine flexible Aufteilung von Gepäck- und Personenabteil fehlt also.

Umständliche Wickelsitze, wenig Stauraum
Wie beim Touran lassen sich die Fondsitze wickeln: Man klappt die Lehnen auf die Sitzpolster und bewegt dann den ganzen Sitz in die Senkrechte, wo er mit einem Expander an der Vordersitz-Kopfstütze befestigt wird. Wenn das nicht reicht, lassen sich die Sitze auch ausbauen. Dieses Sitzsystem ist für unseren Geschmack ziemlich umständlich - um den vollen Gepäckraum nutzen zu können, ist einiges an Arbeit nötig. Außerdem wird der Ladeboden nicht eben. Mit 471 bis 1.723 Liter passt trotz gleichen Sitzsystems nicht so viel in den C-Max wie in den Touran, der 695 bis 1.989 Liter einpackt, und auch in einen Opel Zafira (645 bis 1.820 Liter) passt mehr. Wer mehr Raum braucht, wird von Ford auf den Grand C-Max verwiesen, der jedoch mit 475 bis 1.742 Liter auch nicht viel mehr Platz hat. Der große Bruder hat anders als der C-Max seitliche Schiebetüren.

Unspektakuläre Kraft
Den C-Max gibt es mit vier Benzinern und vier Dieseln. Für 2013 sind außerdem eine Vollhybrid- und eine Plug-in-Hybrid-Variante geplant. Wir fuhren den neu entwickelten 1,6-Liter-Turbobenziner mit 150 PS. Das Aggregat liefert in Kombination mit der serienmäßigen Sechsgang-Schaltung einen ordentlichen Vortrieb, ohne dabei spektakulär zu wirken. Die Kraft entwickelt sich gleichmäßig, einen plötzlich einsetzenden Turboeffekt gibt es nicht. Bei einem Drehmoment von 240 Newtonmeter, die von 1.600 bis 4.000 Touren zur Verfügung stehen, hat man in jeder Fahrsituation ausreichend Kraft - genau das, was Familienväter brauchen. Auch die Geräusche bleiben erfreulich leise, die verbesserte Geräuschdämmung und die Maßnahmen zur Verringerung der Windgeräusche wirken also offenbar.

Niedriger Verbrauch
Auch der Tempo-100-Sprint gelingt mit 9,4 Sekunden schnell, und das Maximaltempo ist mit etwas über 200 km/h ferientauglich. Den Verbrauch gibt Ford mit 6,6 Liter auf 100 Kilometer an - eine deutliche Verbesserung gegenüber dem 145 PS starken Zweiliter-Motor im Vorgänger, der noch 7,2 Liter benötigte. Auch ein vergleichbarer Opel Zafira (140 PS, 7,2 Liter) oder VW Touran (140 PS, 6,8 Liter) liegt nicht so günstig. Und noch eine Stärke hat der C-Max: das Fahrwerk. Es lässt ihn auch auf Serpentinenstrecken fast wie eine Limousine wirken, so wenig wankt der Kompaktvan nach außen. Dennoch ist das Auto bei Unebenheiten nicht unkomfortabel.

Neuer Einpark-Assistent
Zu den Neuheiten beim C-Max gehören einige Fahrer-Assistenzsysteme. So gibt es jetzt einen Einparkassistenten, der das Auto - wie vom VW Touran bekannt - selbstständig in die Parklücke lenkt. Dies wird durch die neue elektromechanische Servolenkung ermöglicht. Wir haben das System ausprobiert: Es funktioniert einwandfrei. Erstaunlicherweise beherrscht es auch das Einparken in mehreren Zügen: Beim Rückwartsfahren in die Lücke stießen wir zunächst mit dem hinteren Reifen gegen die Bürgersteigbegrenzung. Wir folgten dem Ratschlag des Displays, legten den ersten Gang ein und ließen die Kupplung kommen - und nun passt der Van in die Lücke. Allerdings war selbige etwa 1,30 Meter länger als unser Auto, und da wären wir auch alleine ohne Probleme hineingekommen.

Ab 21.600 Euro
Den C-Max mit dem 150-PS-Turbobenziner gibt es ab 21.600 Euro. Dafür erhält man nicht die Basisversion Ambiente, sondern schon die besser ausgerüstete Variante Trend. Sie besitzt das übliche Sicherheitspaket aus sechs Airbags und ESP, elektrische Fensterheber rundum, elektrisch einstellbare Außenspiegel, eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, ein CD-Radio und eine Klimaanlage. Damit ist die 150 PS starke Version nur 500 Euro teurer als die Version mit einem 125-PS-Saugmotor. Dieses Einführungsangebot gilt allerdings nur bis Ende 2010. Zum Vergleich: Der ähnlich ausgestatteten VW Touran 1.4 TSI Trendline ist mit für 24.225 Euro rund 2.500 Euro teurer, und auch der Opel Zafira 1.8 Edition "111 Jahre" schlägt mit 24.995 Euro ins Kontor - der C-Max-Preis stimmt also.

Technische Daten

Antrieb Frontantrieb
Anzahl Gänge: 6
Getriebe: Schaltung
Motor Bauart: Turbobenziner, Direkteinspritzung, doppelte variable Nockenwellenverstellung Ti-VCT, DOHC
Leistung: 110 kW (150 PS) bei 5.700 UPM
Hubraum: 1.596
Drehmoment: 240Nm bei 1.600 - 4.000 UPM
Anzahl Ventile: 4
Anzahl Zylinder: 4

Preis

Neupreis: 21.600 € (Stand: September 2010)

Fazit

Der Ford C-Max mit dem 150-PS-Turbobenziner kann eine Reihe von Pluspunkten verbuchen. Dazu gehört das schicke Außendesign, das wankstabile aber komfortable Fahrwerk, die guten Frontsitze und der geringe Spritverbrauch. Negativ zu Buche schlagen das Interieur mit dem arg zerklüfteten Armaturenbrett, das Sitzsystem mit dem unpraktischen Wickelmechanismus und das vergleichsweise geringe Kofferraumvolumen. Insgesamt aber hat Ford ein überzeugendes Paket geschnürt, das durchaus Anklang finden dürfte - vor allem bei Vielfahrern, für die der Gepäckraum nicht Priorität eins hat. Last but not least ist der Preis für den C-Max deutlich niedriger als bei der Konkurrenz von VW oder Opel.  

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