Ford Mondeo Toyota Avensis: Praktisch, geräumig und sparsam

Blöder kann der Erstkontakt mit einem Testwagen eigentlich nicht laufen. Ausgerechnet nachts um 22.30 Uhr bei Minusgraden muss der Fahrer auf der A7 am Rasthof Kassel Ost anhalten und versuchen, die Spritzwasserdüsen eines Toyota Avensis Combi 2.0 D-4D wieder durchlässig zu machen. Keine Chance - selbst 100-prozentiges Frostschutz-Konzentrat hilft nicht weiter. Ergo sind spätestens alle 30 Kilometer weitere Stopps nötig, um die verschmierte Scheibe von Salz und Schmutz zu befreien. Dabei verrät ein Blick in die Preisliste am nächsten Morgen, dass es im Komfortpaket eine beheizte Wischerauflage gegeben hätte - mit Leichtmetallfelgen, Navi und Sitzheizung für 1.200 Euro. Diese Auflage hätte sicher auch den im Wischer integrierten Düsen gegen den nächtlichen Frost geholfen.
Abgesehen von diesem ersten Zwischenfall stimmt aber auch das Interieur des frisch gelifteten Toyota Avensis Combi nicht richtig fröhlich. Das schwarz-graue Cockpit mit verchromten Einfassungen wirkt ebenso wenig spannend wie die leicht aufgehübschte Karosserie. Zudem irritiert gelegentlich ein leichtes Geknister aus dem Vorderbau. Immerhin muss hier niemand an der Bedienung verzweifeln, und ein großes Fach in der vorderen Mittelkonsole schluckt CDs, Keksrollen oder Handys. Die weichen Sitze sind bequem und absolut langstreckentauglich, die Platzverhältnisse für die Insassen sowie im sauber ausgekleideten Kofferraum sogar ausgesprochen fürstlich.


Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi für Umzüge oder Schranktransporte
Trotz sechs Zentimeter mehr Länge kann der Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi in dieser Hinsicht nicht mehr bieten. Nur wenn es um Umzüge oder Schranktransporte geht, liegt der klassisch geformte Turnier vorn: 1.745 Liter Ladevolumen und 633 Kilogramm Zuladung sind schwer zu toppen, zumal die Ladekante des Mondeo deutlich breiter und niedriger ausfällt als beim maximal 554 Kilo tragenden Toyota Avensis Combi 2.0 D-4D. Auf dessen praktische Unterbodenfächer müssen Ford-Fahrer allerdings verzichten.
Weiter vorn gefällt der Ford Mondeo Turnier dafür mit einem Armaturenbrett, das mit weichen Kunststoffen und edlen Alu-Applikationen immer wieder zum Drücken und Streicheln verlockt. Navi, Luftausströmer und Türöffner sind harmonisch eingefügt, die Arme ruhen auf weich gepolsterten, ergonomisch optimal geformten Auflagen. Details wie LED-Innenlämpchen, ein fein beledertes Multifunktionslenkrad oder exzellente Sportsitze steigern den Wohlfühlfaktor zusätzlich. Zusammen mit der hervorragenden Bedienung und Ablesbarkeit der Instrumente lässt dies den Ford gereifter und hochwertiger erscheinen als den Toyota Avensis Combi. Zu dessen Ehrenrettung sei aber erwähnt, dass der Ford Mondeo hier in der 32.050 Euro teuren Titanium-Variante vorfährt, während der Toyota Avensis Life schon für 27.800 Euro zu haben ist.
Toyota Avensis Combi 2.0 D-4D unwirsch bei Straßenschäden
Zunächst einmal geht die Tour zurück nach Stuttgart, und was bislang nur ein unbewusster Eindruck war, bestätigt sich mit jedem weiteren Kilometer. Der Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi bietet nicht nur ein angenehmeres Ambiente, er ist auch komfortabler abgestimmt. Während der Toyota Avensis Combi 2.0 D-4D eher unwirsch auf Straßenschäden reagiert und zur Stößigkeit neigt, schluckt das Fahrwerk des Ford bereitwillig jede Welle und jedes Loch auf, dämpft gekonnt ab und hält dennoch sauber die Spur.


Beteiligt am ausgewogenen Fahrverhalten ist die präzise und stoßfreie Lenkung, mit der sich der Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi gerne auch mal flotter in Kurven dirigieren lässt. Wer es im Avensis Combi 2.0 D-4D sportlicher angeht, merkt, dass sich die Nachteile des strafferen Fahrwerks sowie der leichtgängigeren elektrischen Lenkung dann in Vorteile verwandeln. Kurvenwillig lässt sich der 81 Kilo leichtere Toyota präzise um die Ecke drücken und bietet hilfreiche Rückmeldung über den aktuellen Fahrbahnzustand. Als hätten sich die beiden abgesprochen, herrscht in den objektiven Fahrdynamikwerten dennoch Gleichstand.
Toyota Avensis um einen halben Liter sparsamer als Ford Mondeo
Als Brüder im Geiste präsentieren sich die Lastenträger auch, wenn es um die Längsbeschleunigung geht. Von null auf 100 km/h ziehen beide Diesel in rund zehn Sekunden, doch ab 160 km/h nimmt der Ehrgeiz spürbar ab. Dabei läuft der 140-PS-Diesel im Ford einen Tick kultivierter als der 124 PS starke D-4D. Und die Gangwechsel vollziehen sich im Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi deutlich exakter und schneller als im etwas hakeligen Getriebe des Toyota Avensis Combi 2.0 D-4D. An der Tankstelle erweisen sich die Selbstzünder erwartungsgemäß als vernünftige Wahl. Mit einem Testverbrauch von sieben L/100 km ist der Avensis aber klar sparsamer als der Mondeo (7,5 Liter).


Womit wir wieder bei den Kosten wären. Ein Blick in die Tabellen zeigt, dass beide Kombis in den getestenen Versionen nahezu gleich ausgestattet sind. Über Standards wie elektrische Fensterheber, LED-Rückleuchten, Klimaautomatik, Licht- und Regensensor oder Tempomat hinaus bieten sie zudem viele serienmäßige Extras wie Rückfahrkamera oder Durchlade (Toyota) sowie Sitzheizung, Sportsitze und 16 Zoll große Leichtmetallräder (Ford). Einen schweren Malus erlaubt sich der Toyota Avensis Combi dennoch: Seine zahlreichen Assistenzsysteme (inklusive adaptivem Tempomat mit Notbremsfunktion) sind nur im Paket für den 2,2-Liter-Diesel mit Automatik zu haben.
Damit gehen wertvolle Punkte verloren, die er auch mit seinem Verbrauchsvorteil, der günstigen Anschaffung und der längeren Garantie nicht mehr einholen kann. So macht der edlere, komfortablere und rundum ausgewogene Ford Mondeo Turnier am Ende das Rennen.

 

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