Ford, Opel, Peugeot, VW : Vier Eco-Kleinwagen im Vergleich

Die Testkandidaten tragen verheißungsvolle Zusatznamen und werben mit niedrigen CO2-Emissionen: Econetic heißt der Ford Fiesta 1.6 TDCi (98 g), Ecoflex der Opel Corsa 1.3 CDTi (99 g für den Viertürer), 99 Gramm der Peugeot 207 HDi (99 g) und Blue Motion Technology der VW Polo 1.6 TDI (96 g). Die Kostverächter der Kleinwagen-Klasse setzen nicht nur auf moderne Diesel-Technologie, sondern zum Teil auch auf rollwiderstandsarme Reifen und aerodynamischen Feinschliff wie tiefergelegte Karosserie, Spoiler und kleinere Lufteinlassöffnungen in der Frontpartie. Hochschaltanzeigen sowie lang übersetzte Fünfganggetriebe sollen ebenfalls beim Knausern helfen, doch auf eine sechste Fahrstufe verzichten alle vier aus Kostengründen.


 

Der VW Polo ist der teuerste Kleinwagen im Test
Auch ein Start-Stopp-System, das den Motor an der Ampel oder im Stau abschaltet und erfahrungsgemäß einige Zehntelliter Ersparnis bringt, bietet nur der VW Polo - und zwar serienmäßig. Außerdem hat er in der getesteten Variante Comfortline bereits Klimaanlage und Nebelscheinwerfer an Bord, kostet aber mit 18.185 Euro fast 2.500 Euro mehr als der Billigste in dieser Runde oder die vergleichbare Benziner-Version 1.4. Immerhin läuft der teure VW gleich im Antriebskapitel zur Hochform auf, weil sein brandneuer Common-Rail-Diesel überraschend leise, kultiviert und vibrationsarm arbeitet. Darüber hinaus gefällt der 1.6 TDI mit homogener Kraftentfaltung, überlegenen Fahrleistungen und dem niedrigstem Test-Verbrauch (5,3 L/100 km) in dieser Runde. Bei verhaltener Fahrweise sind Vier-Liter-Werte möglich, und selbst die Drei vor dem Komma lässt sich mit viel Gefühl realisieren.
Der Peugeot 207 schafft 900 Kilometer ohne Stopp
Zumindest ökonomisch ist ihm der Peugeot (5,4 L) dicht auf den Fersen, und dank seines großen 50-Liter-Tanks schafft er deutlich über 900 Kilometer ohne Tankstopp. Dass man solche Strecken im Peugeot 207 gelassen abspult, ist mit ein Verdienst seines recht unauffälligen und leisen, aber auch wenig temperamentvollen Motors. Schwächster Punkt der Peugeot 207-Antriebseinheit ist die sehr schwammige Führung seines Getriebe-Schalthebels - Präzision fühlt sich anders an. Erstaunlicherweise arbeitet der fast baugleiche und etwas leistungsstärkere Turbodiesel im Ford Fiesta wesentlich lauter und unkultivierter, was wohl auf eine weniger aufwendige Motorlagerung und Dämmung zurückzuführen ist. Zudem wirkt die Maschine im Ford drehfauler und immer etwas angestrengt. Das spiegelt sich sowohl in der verhaltenen Beschleunigung als auch im höchsten Testverbrauch unter seinen Rivalen wider.
Etwas freudiger, aber nicht so gleichmäßig ruft das Triebwerk im Opel Corsa seine Leistung ab, wobei es trotz variabler Schaufelgeometrie des Laders speziell im unteren Drehzahlbereich etwas schwächelt. Kein Wunder, schließlich ist es mit nur 1,3 Liter Hubvolumen der kleinste Motor im Feld. Das entschuldigt aber nicht sein aufdringliches Gebaren, das von rauem Lauf, permanenten Vibrationen und einer lautstarken Geräuschkulisse geprägt wird. Und obwohl er im Verbrauch im Test auf Augenhöhe mit dem Peugeot liegt, kommt man wegen des kleineren Tanks rund 200 Kilometer weniger weit.
Beim Fahrwerk kann der Ford Fiesta Punkte sammeln
In Fahrverhalten und Federungskomfort unterscheiden sich die Spar-Versionen nur marginal von ihren konventionellen Brüdern. Gewisse Einbußen sind speziell beim Opel in Kauf zu nehmen, dessen Karosserie um 20 Millimeter tiefer gelegt ist und der auf schmächtigen 14-Zoll-Rädern daherrollt. Die kürzeren Federwege verschlechtern das Ansprechvermögen seiner Federung, weshalb er auf kleinen Unebenheiten etwas holprig wirkt. Die schmalen Reifen fördern die Tendenz zum Untersteuern in Kurven und beeinträchtigen das Handling. Beim Ford geht die 14-Zoll-Bereifung mit einer sportlicheren Fahrwerksabstimmung einher, die sowohl Agilität wie Kurvenfreudigkeit spürbar fördert. Wie an der Schnur gezogen fährt der Ford Fiesta um Biegungen, zeigt sich unbeeindruckt von plötzlichen Lastwechseln und folgt seiner leichtgängigen, exakten Lenkung genau so, wie sich der Pilot das wünscht.
Am nächsten kommt ihm der VW Polo, der mit Ausnahme seiner rollwiderstandsoptimierten Reifen gänzlich auf spezielle Modifikationen am Fahrwerk verzichtet. Er flitzt sehr neutral um Kurven, lässt sich aber nicht ganz so präzise dirigieren wie der Fiesta und irritiert in beladenem Zustand mit größeren Wankbewegungen der Karosserie. Der Peugeot 207, bei dem ESP mit 460 Euro extra bezahlt werden muss, tut sich schwer, fahrdynamisch aufmunternde Zeichen zu setzen. Aufgrund seiner Behäbigkeit und der kräftigen Neigung zum Untersteuern fährt er nur unwillig schnell durch Kurven. Seine unexakte, bei hohem Tempo um die Mittellage schwergängige Lenkung vermittelt zudem ein synthetisches Gefühl.
Alle Kleinwagen im Test bieten ein gutes Platzangebot auf der Rücksitzbank
Die Karosserien aller vier Konkurrenten bieten ein Raumangebot, das gängige Kleinwagen-Vorstellungen sprengt. Sogar auf den Rücksitzen finden zwei Erwachsene genügend Platz, nur im VW Polo haben die Knie Dauerkontakt mit den Vordersitzen. Im Ford Fiesta-Fond sorgt hingegen das flache Heck mit kleinen Scheiben für ein schlechteres Raumgefühl und eine stark eingeschränkte Rück-Sicht. Nahezu Gleichstand herrscht beim Kofferraumvolumen, während beim maximal möglichen Laderaum der Opel Corsa mit 1.100 Litern einen Vorteil verbuchen kann. Die Rücksitzlehnen lassen sich bei allen Konkurrenten mit einfachen Handgriffen umklappen, bei VW Polo und Peugeot 207 zudem auch die Sitzflächen, ohne dass dadurch eine ebene Ladefläche entsteht.
Obwohl keiner der vier Kleinen sich bei der Bedienung grobe Schnitzer erlaubt, setzt der Polo einmal mehr mit guter Ergonomie, klaren und großen Funktionstasten sowie gut rastenden Drehreglern die Maßstäbe. Zudem bietet er eine hervorragende Qualitätsanmutung, wie man sie in dieser Klasse wohl nirgendwo sonst findet. Bei der Konkurrenz sind es vor allem Kleinigkeiten, die immer wieder unangenehm auffallen - im Ford Fiesta etwa Kanten und Knubbel am Volant, schwergängige Klimadrehregler und teilweise lieblose Verarbeitung. Beim Opel lassen die eng geschnittenen Vordersitze keine Bequemlichkeit aufkommen, teilweise sind die Schalter etwas verstreut.
Die knapp 2.495 Euro Mehrpreis sind beim VW Polo gut angelegt
Der Peugeot 207 hat als Einziger weiß unterlegte Zifferblätter, die antiquiert wirken und die Ablesbarkeit keineswegs verbessern. Seine alufarbenen Rahmen, die das Armaturenbrett nahe der Lüftungsgitter zieren, spiegeln sich störend in der Frontscheibe. Billig wirken der Nadelfilz sowie die Befestigung der Rücksitzflächen. Der VW Polo setzt sich also zielstrebig ab. Seine ausgewogenen Allroundtalente machen ihn zum überlegenen Sieger dieses Vergleichstests. Kleine Schwächen überspielt er mit ähnlicher Souveränität, wie sein großer Bruder VW Golf das seit vielen Jahren vorexerziert. Es ist keine Worthülse: Die knapp 2.495 Euro, die der VW Polo mehr kostet als der preisgünstigste Wagen dieses Vergleichs, sind auch in der Blue Motion Technology-Variante gut angelegt.

 

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